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„Es ist schade, dass man hierher zum Sterben kommt“

Eine Exkursion der sehr besonderen Art machte eine Gruppe von Neuntklässlern. Im Rahmen des evangelischen Religionsunterrichts besuchten wir das Hospiz in Stuttgart.

Hospiz in Stuttgart
Hospiz in Stuttgart
Hospiz in Stuttgart

Sterben und Tod gehören zwar zu unserem Leben, aber wir beschäftigen uns damit nicht gerne. Sich der Frage nach der Endlichkeit menschlichen Lebens – und damit auch des eigenen – zu stellen, erfordert Mut. Die Schüler haben sich mutig in unterschiedlichster Weise dieser Frage gestellt und wir überlegten, ob ein Besuch im Hospiz zur unterrichtlichen Beschäftigung gehören soll.

Nur die Sorge, dieser Begegnung vielleicht nicht gewachsen zu sein, erforderte ein wenig Bedenkzeit. Doch keiner wollte diese Erfahrung verpassen.

Wir lernten die verschiedenen Angebote des Hospizes für Betroffene und Betreuende, für Trauernde und Ratsuchende kennen. Regine Appell, eine ehrenamtliche Begleiterin, ließ uns teilhaben an ihren Erfahrungen und Erlebnissen mit Sterbenden und deren Angehörigen. Sie schilderte eindrücklich, wie wichtig und hilfreich die Unterstützung und Entlastung auch für Angehörige ist.

„Wenn alle andern gehen, sind wir vom Hospiz noch da“, fasste sie zusammen. Auch über den Tod eines Angehörigen oder Freundes hinaus hält die Betreuung an. „Wir schleichen uns aus den Familien, die wir betreuen hinaus“, will heißen, es gibt kein abruptes Ende, sondern eine langsam ausklingende Betreuung, oft übers ganze erste Trauerjahr hinweg.

Wie nah wir am normalen (Hospiz)Leben dran waren, haben wir nicht geahnt, als wir dort ankamen. In der Zeit, in der wir dort waren, verstarb ein Bewohner. Vielleicht war er es, der wohl öfters gesagt hatte: „Ich fühl mich so wohl hier. Es ist schade, dass man hierher zum Sterben kommt.“

I. Schneider